3. Juni 2010

Fallstudie im pädagogischen Kontext

Posted in Coaching, Präsenzveranstaltung um 19:33 von bpblogphtg

Fallstudien werden in der Jugend- und Erwachsenenbildung häufig eingesetzt, um den Unterricht zu bereichern. Dabei werden die Lösungen meist offen gelassen, so dass die Lernenden sich selbst plausible Ergebnisse erarbeiten können. Es gibt Fallstudien, in denen die Lösungen mitgeliefert werden, was die Schülerinnen und Schüler zu Diskussionen anregen und zur Suche nach Alternativen ermuntern soll.

Eine Fallstudie (Fall, case, case study) besteht daher aus Schilderungen einer (konkreten) Situation und deren Einflussfaktoren. Sie sind darauf ausgelegt, eine aktive und selbstständige  Auseinanderstzung der Lernenden mit dem Inhalt herzustellen und bewecken darüber hinaus ein konkretes Handeln des Lernenden. Dementsprechend ist eine solche Fallstudie nicht Synonym für ein Beispiel.

Es gibt unterschiedliche Fallarten:

  • Problemfindungsfall (case study method)
  • Entscheidungsfall (case method)
  • Beurteilungsfall (case problem method, stated problem method)
  • Informationsfall (case incident method)
  • Untersuchungsfall (stated problem method)

Die Fallarten unterscheiden sich durch folgende Lerneffekte:

  • Information: Die für die Falllösung relevanten Daten können vollständig, lückenhaft oder auch gar nicht gegeben sein.
  • Problem: Das der Fallstudie zugrunde liegende Problem bzw. die zugrunde liegenden Probleme können ausdrücklich benannt werden. Im Gegensatz dazu kann aber auch der Lernende gefordert sein, die Probleme eigenständig zu erkennen und ihre Relevanz abzuwägen.
  • Lösung: Lösungsalternativen sind vom Lernenden zu suchen, er kann aufgefordert sein, sich für eine zu entscheiden. Ebenso kann aber die Lösung vorweggenommen und zum Diskussionsgegenstand gemacht werden.

Wir haben uns im Rahmen des BP-Moduls eingehend mit dem Einsatz von Fallstudien beschäftigt. Diese Art der Erarbeitung eines Themas diente einer intensiven Auseinandersetzung mit einem bestimmten, zuvor unbekannten Thema und bewirkte, dass wir uns in Tandems aktiv und ausgiebig mit einem ausgewählten  Thema beschäftigten. Die Erarbeitung unserer Fallstudie zielte darauf ab, ein Poster des erarbeiteten Themas zu produzieren und dem Rest der Gruppe vorzustellen. Dies bewirkte bei mir, dass ich mir auf spannende Art neues Wissen sehr einfach aneignen konnte und ich darüber hinaus, durch die Präsentationen meiner Kommilitonen, vertiefte Informationen über ähnliche Themen erhielt. Eine sehr schöne Methode für die Schule!

7. April 2010

„Das gute Gewissen“ im Coachinggespräch

Posted in Coaching, Präsenzveranstaltung um 13:02 von bpblogphtg

Um das zielorientierte Arbeiten zu unterstützen und um einen lösungsorientierten Gesprächsverlauf  während eines Coachingprozesses zu fördern, sollte ein Coach sich seine eigenen Fragen Bewusst machen. Hierzu ist es sehr hilfreich, sein „gutes Gewissen“ nach jeder gestellten Frage zu befragen, um mehr Sicherheit darin zu erlangen, ob die gestellte Frage für das Gespräch, eine professionelle Beratung und die gemeinsame Lösungsfindung von Nutzen ist. Max Woodtli entwickelte „das gute Gewissen“, eine Übung zur Bewusstmachung der gestellten Fragen, nach einer Idee von Jürgen Hagens, Psychologe, Psychotherapeut und Supervisor.

Die  Übung „das gute Gewissen“ wird zu dritt durchgeführt. Hierbei übernimmt eine Persond die Rolle des Coaches, eine zweite die Rolle des Coachees und eine dritte die Rolle des „guten Gewissens“. Das „gute Gewissen“ platziert sich dabei hinter den Coach, welcher sich gegenüber dem Coachee platziert. Beim Gespräch mit dem Coachee wendet sich der Coach diesem zu, schaltet sich „das gute Gewissen“ ein, wendet sich der Coach seinem „Gewissen“ zu.

Nun stellt der Coach dem Klienten/ der Klientin eine Frage und lässt sie sich beantworten. Danach befragt das „gute Gewissen“ den Coach hinsichtlich der gestellten Frage nach folgendem Ablauf:

1. Ist die Frage beantwortet? (wenn nein: willst du die Frage wiederholen? wenn nicht: weiter bei 2.; wenn doch: weiter bei 6.)

2. Was hast du gehört?

3. Was willst dua las nächstes wissen?

4. Wozu willst du das wissen?

5. Wie genau lautet deine Frage?

6. Ist ausreichend Wertschätung in der Frage? (bei nein: zurück zu 5.; bei Ja: neue Frage, nach deren Beantwortung erneut von 1. begonnen wird usw.)

Die Übung „das gute Gewissen“ eignet sich meiner Meinung nach sehr gut zur Bewusstmachung der eigens gestellten Fragen. Durch die Selbstreflexion wird deutlich, ob eine Frage zielorientiert, wertschätzend und lösungsorientiert gestellt wurde und dem Gesprächsfluss dient. Jedoch ist es meiner Meinung nach bei der Übungsdurchführung sehr hilfreich eine professionellen Coach, wenn diese Übung angewandt wird. Denn oft weiss ein wenig erfahrener oder in Ausbildung befindender Coach nicht immer, woran es liegt, wenn man mit einer Frage für den Gesprächsverlauf hilfreich ist. Ein erfahrener Coach kann hierbei Tipps geben, die meist sehr wertvoll sind und die den Schlüssel für die  „richtige“ Frage liefern.

13. März 2010

Fragekategorien

Posted in Coaching um 17:45 von bpblogphtg

In der letzten BP Stunde haben wir uns ausgiebig mit unterschiedlichen Fragekategorien des systemischen Coachings beschäftigt. Fragen aus verschiedenen Fragekategorien sollen im lösungsrorientierten Coachinggespräch dazu beitragen, ein Problem zu analysieren. Wird ein Problem an einen Coach herangetragen so ist es enorm wichtig, dass der Coach nicht versucht das Problem so schnell wie möglich zu verstehen, da hinter der Formulierung des Problems immer ein Individuum steht, welches bestimmte Assoziationen, Gedankengänge oder Vorstellungen davon hat, was gemeint ist. Der Coach muss durch gut gestellte Fragen erst einmal herausfinden, was das Problem des Coachees ist, bzw. um unkare Wünsche des Coachees zu konkretisieren. Um die „Fragerunde“ nicht einseitig und langweilig zu gestalten und um möglichst viel Information über das Problem zu erfahren, bedient sich der Coach einer vielzahl an Fragen aus unterschiedlichen Bereichen:

  • Auftragsfragen: durch Auftragsfragen holt sich der Coach zunächst einen Auftrag ab, z.B.“was muss in diesemCoachinggespräch passieren, damit du sagen kannst, es hat sich gelohnt, dass wir das Thema xy besprochen haben?“ oder: „Wie kann ich dich unterstützen?“
  • Zielfragen (Lösungsfragen): durch Zielfragen wird versucht,  Informationen über konkrete Ziele des Coachees (Probleme implizieren immer ein Ziel, welches erreicht werden möchte; das Ziel bezieht sich im Gegensatz zum Problem auf den Soll- und nicht auf den Ist-Zustand), über die Wichtigkeit der Ziele, die persönliche Nützlichkeit der Ziele, zu gewinnen. Z.B. „Was genau willst du in der nächsten Stunde erreichen?“; „Angenommen, du hast dein Ziel erreicht, was tust du dann anders, was du vorher nicht getan hast?“ – „Und was noch?“ oder „Wie nützlich ist für dich die Erreichung des Ziels?“
  • Skalierungsfragen: mit Skalierungsfragen lässt sich der Standort, die eigene Einschätzung, des Coachees ermitteln, z.B. „Wenn du dich heute bezüglich deiner Prüfungsangst einschätzen sollst, auf einer Skala von eins bis zehn (wenn eins sehr wenig und zehn sehr viel bedeutet), wie groß ist deine Prüfungsangst?“
  • Ausnahmefragen: mit Ausnahmefragen sucht der Coach nach Ausnahmesituationen, um das Problem näher eingrenzen zu können. Dabei wird nach Ausnahmen in Bezug auf Zeit und/oder Ort gestlellt. Z.B. „Wann beginnt die Prüfungsangst? – Wann hört sie wieder auf?“; „Wann ist es weniger/mehr schlimm?
  • Operationalisierungsfragen: durch Operationalisierungsfragen will der Coach das Problem/ die Zielerreichung messbar machen, um zu überprüfen und feststellen zu können, ob das Ziel erreicht wurde. Z.B. „Was heißt bei dir ’schlecht‘?“
  • zirkuläre Fragen: siehe Link

Die Fragekategorien können dabei auch teilweise miteinander kombiniert werden: z.B. kann eine Operationalisierungsfrage in einer Skalierungsform gestellt werden.

Es ist immer darauf zu achten, dass die Fragen offen gestellt werden, so dass der Coachee die Möglichkeit hat, eine oder mehrere Antworten zu geben und nicht nur mit „ja“ oder „nein“ zu anworten, so dass je nach Antwort weitere Fragen gestellt werden können, die zu einer Lösung des Problems führen.

4. März 2010

Reframing

Posted in Coaching, Präsenzveranstaltung um 11:22 von bpblogphtg

„Der häufigste Fehler liegt in der Annahme, dass die Grenzen unserer Wahrnehmung auch die Grenzen des Wahrzunehmenden sind“

( G. W. Leadbeater )

In der letzten BP-Stunde haben wir uns mit der NLP (Neuro-Linguistisches-Programmieren)-Methode „Reframing“ beschäftigt. Reframing bedeutet, einer Situation einen neuen Rahmen, einen neuen Rahmen, einen neuen Blickwinkel zu geben. Die Situation oder der Zustand wird so „durch eine andere Brille“ gesehen. Durch die Umdeutung einer Situation oder eines Geschehens wird ihr ein anderer Sinn bzw. eine andere Bedeutung zugewiesen indem versucht wird, die Situation in einem anderen Kontext zu sehen. Durch eine neue, positive Umdeutung der Situation/des Geschehens werde neue Kräfte für das Handeln entwickelt und neue Handlungsmöglichkeiten offen gelegt.

Ein Bilderrahmen kann eintscheidend dafür sein, ob ein Kunstwerk schöner, freundlicher, unscheinbarer erscheint. Er kann entscheidend die Gefühlslage beeinflussen. Ein fester Rahmen grenzt unsere Sicht ein.  Verlassen wir diese geistige Festlegung, können neue Vorstellungen und Deutungsmöglichkeiten entstehen.

Fragen, die zu einer (positiven) Umdeutung einer Problemsituation oder eines problembehafteten Geschehens beitragen können sind unter anderem:

Inwiefern könnte das, was gerade passiert, genau richtig sein für mich?

Was könnte hier die Chance sein?

Was könnte ich lernen?

Inwiefern könnte die Situation eine positive Seite haben?

Im NLP unterscheidet man zwei Arten des Refamings:

1. Bedeutungsreframing

2. Kontextreframing

Beim Bedeutungsreframing setzt man voraus, dass eine Situation, ein Geschehen, eine Erfahrung oder ein Verhalten weitere Bedeutungen (Chancen) beinhaltet. Dadurch erhält man mehr Wahl- und Reaktionsmöglichkeiten, die eine einseitige Sicht nicht bereitstellen würde. Hierbei stellt man sich die Frage: “Was könnte es noch bedeuten?”

Beispiele:

aggressiv – energiegeladen                                                                                                                                                                                                                               stur – charakterstark, durchsetzungsfähig
ängstlich – vorsichtig

Beim Kontextreframing wird davon ausgegangen, dass jedes Verhalten, jede Situation, jede Erfahrung in irgend einem Kontext einen Sinn und Nutzen hat. Es wird dementsprechende gefragt: In welchem Kontext wäre „ X“ nützlich? Oder: Was ist das gute an „X“? Beispielsweise: Was ist das Gute an Aggressivität? Was ist das Gute an einer schlechten Schulnote? In welchem Kontext wäre ein Streit nützlich? usw.

an dieser Stelle sei auf Blogeinträge über Refraiming anderer BP-TeilnehmerInnen verwiesen: Link